Kopulieren, ohne Gegenzungen
Kopulieren, ohne Gegenzungen
Donnerstag, 11. Februar 2010
Sollte unter den geschätzten Lesern jemand sein, der mit soliden Kenntnissen auf dem Gebiet des Obstbaus prahlen kann, dann möge derjenige an dieser Stelle nicht weiterlesen und rasch auch seinen Blick vom oben eingesetzten Foto wenden. Weg, weg, weg, denn hier gibt es gar nichts zu sehen. Nur den lächerlichen Versuch eines in Gartendingen Unberufenen, der die sortentypischen Nachteile eines Obstgehölzes überpflastern wollte. Wie hier und da schon erwähnt, ist die auf dem Balkon angesiedelte „Riesenquitte von Lescovac“ nämlich nicht selbstfruchtbar und benötigt eine Bestäubersorte zur Fruchtbildung. Also habe ich mich gestern auf den Weg gemacht, um Bast und Baumwachs zu erstehen und fremde Quittenzweite zu entwenden. Der gelegenheitskriminelle Mann vom Balkon hatte sich dafür schon im Herbst eine Gartenanlage ausgeguckt, in der ein Quittenbaum seine Krone bis über den Weg wuchern ließ. Einen kleinen Pflegeschnitt hatte das Gewächs ohnehin nötig, also wird mir niemand ernsthaft böse sein können, wenn ich dem Baum vier Zweige abnahm.
Am Nachmittag schnitzte ich dann angestrengt an Frau von Lescovac herum, um zwei ihrer Triebe mit den fremden Reisern zu verkoppeln. Eigentlich sollten beide Schnittstellen die gleiche Fläche und die gleiche Neigung aufweisen, damit die Rinde des neuen Zweigs auf jene des alten zu liegen kommt. Doch das gelang mir nur so ungefähr. Das Bemühen, noch Zungen einzuarbeiten und damit eine Art formschlüssige Verbindung herzustellen, glückte ebenfalls nicht. Vielleicht hätte ich an einem der knorrigen Apfelbäume im Hof erst einmal üben sollen, bevor ich mir meine schmächtige Kübelpflanze vornahm. Zu spät. Reichlich Bast um das Unglück, kräftig Wachs drauf und hoffen. Vielleicht übersteigt die Lebenskraft meiner Quitte ja doch das Unvermögen ihres Gärtners, und sie schickt Saft in die beiden neuen Zweige. Ich rechne lieber nicht so fest damit. Komme der März, da wird sich alles zeigen.
Das singende, klingende Bäumchen: Schnittstelle mit Bast drumrum.