Goodbye and Hello
Goodbye and Hello
Samstag, 16. Mai 2009
„Dieset Frühjahr hatten wa fünf Quittensorten“, sagt die Frau von der Baumschule. „Eene so eklich wie die andere.“
„Eklig?“
„Klar doch. So wat will doch keen Mensch essen.“
„Ich hätte trotzdem gern einen Quittenbaum. Etwas Besonderes. Für den Kübel auf der Terrasse. Vorher hatte ich eine Süßkirsche. Die ist gestorben.“
„Sehnse. Das mit dem Kübel kann ja nicht gut gehen. Da friert Ihnen doch im Winter allet wech.“
„Aha. Und wie viele mit Maden?“
„Keine einzige.“
„Nicht schlecht. Und warum nicht wieder eine Kirsche? Oder nehmse dochn Apfel!“
„Irgendwie mag ich Quitten. Sind die frostempfindlich?“
„Nicht so sehr. Aber im Kübel? Nehmse Bläschenfolie, wenn‘s kalt wird, und wickeln Sie den Topf ein bisschen ein! Und Drainage muss sein. Wenn der Ballen nass ist und da zieht Frost rein, dann war‘s das.“
„Kann ich den Baum denn jetzt noch pflanzen?“
„Na, ne hundertprozentje Garantie jebick Ihnen nicht, dass der noch richtich wird. Und tapfer müssense auch sein - wenn Sie den Baum hier nehmen, mussick ein Drittel von der Krone wegschneiden.“
„Wieso denn?“
„Damit der Kraft hat, um in Ruhe Wurzeln zu bilden. Die Transportwege bis ganz nach oben sind sonst zu lang, das schafft der Baum nicht. Ja, und tunse ein paar Hornspäne mit in den Topf, und passense mit dem Wasser auf!“
Andererseits - vielleicht gibt es in der Nachbarschaft irgendwo einen potenten Bestäuber für Frau von Lescovac? Oder löse ich das Problem mit einem geklauten Fremdzweig und einem Pinsel? Aha, das hier hilft schon mal weiter: „Es ist möglich, blühende Zweige einer geeigneten Pollenspender-Sorte in einem mit Wasser gefüllten Gefäß unter den Baum zu stellen oder im Baum zu befestigen“.
Für die aktuelle Saison muss ich mich vielleicht noch nicht sorgen. Der junge Baum stand in der Baumschule neben ein paar anderen Sorten und hat die Bestäubung hoffentlich bereits hinter sich. Nicht, dass ich schon für diesen Herbst größere Erträge erwarten würde. Der Baum scheint mir ein bisschen zu zart, um halbkiloschwere Früchte auszuhalten. Aber zehn, zwölf Blüten sind dran. Die bleiben jetzt unter steter Beobachtung.
Dann musste ich bleischweren Herzens den dürren Kirschbaum roden, um Platz für die Quitte zu schaffen. Mit der Baumschere habe ich die Äste gekappt und den Stamm mit der Säge in drei, vier Teile zerlegt. Machs gut, Schattenspender. In den leeren Kübel kamen zuunterst dicke, rundgewaschene Steine und darauf Carrara-Kies. Anschließend Erde. Und dann die von Lescovac. Bitte, bitte anwachsen!
Es war einmal: ein Kirschbaum.