Kirschblüte. Der Baum im Balkonkübel ist um ein paar
Tage früher dran als die Verwandten im Hof, in den etwas weniger Sonne fällt. Dafür leuchten dort das Blassrosa des Aprikosenbaums und das helle Purpur des Pfirsichstrauchs. Vielleicht bekommen wir dieses Jahr mal wieder Früchte.
Im Tale grünet Hoffnungsglück: Osterspaziergang durch den Park, während im Ofen die ausgelöste Lammkeule schmort, für fünf bis sechs Stunden. Kleines botanisches Einmaleins mit der Familie:
Scharbockskraut an den Ufern und rund um die mehrhundertjährigen Eichen, große Bestände vom schönen weißen Buschwindröschen. Gleich nebenan das viel seltenere Gelbe Windröschen.
Schon fast wieder verblüht ist der Wiesen-Gelbstern. Dann noch: Der Nickende Milchstern (von dem es
hier heißt, er blühe massenhaft außerdem im Schlosspark zu Paretz, und es gebe zudem noch ein Gedicht von
Ludwig Sternaux über ihn; das konnte ich aber nirgends finden). Ein Hahnenfuß schließlich. Welcher genau, lässt sich nicht ermitteln. Vielleicht der Gold-Hahnenfuß? Das Timing würde passen. Die Blütezeit beginnt für ihn im März, andere Hahnenfuß-Arten fangen erst im Mai an. Doch soll der Gold-Hahnenfuß behaarte Blütenstiele
haben, und genau die findet man an den Pflanzen im Schlosspark nicht. Zuhause im Vorgarten trifft man dann Gundelrebe, Hornveilchen, Märzveilchen und Rote Taubnessel.
Der frostige Winter wirft immer noch einen langen Schatten über den Balkon. Die so hoffnungsvoll in die Saison gestartete Clematis hat das Wachstum eingestellt, der ihren Stamm umgebende Efeu ist rostbraun. Die gesamte Abteilung Rankpflanzen an der Ostflanke muss offenbar erneuert werden. Ob wenigstens die Campsis überlebt hat, weiß ich wohl erst im Mai, weil die Pflanze
so unverschämt spät austreibt.
Ermutigender sieht der Ehrenpreis aus, der sich zu einem Busch aus kompaktem Hellgrün aufwölbt. Der Isländische Mohn, der sich in einem der mittleren Balkonkästen selbst kultiviert hat, füllt sein Pflanzgefäß schon zur Hälfte aus. Die Erdbeeren möchten nun langsam einmal umgepflanzt und von verdorrtem Blattwerk befreit werden, die Minze sprengt fast ihren Topf. Das
Geranium braucht einen neuen Kasten oder zumindest einen Untersatz - aus
dem alten tropft es auf den Balkon der Nachbarn unter uns. Die sind erst Ende letzten Jahres eingezogen und kennen die Sturzbäche noch nicht, die sich bei unvorsichtigem Gießen gern mal in ihre Richtung auf den Weg machen. Man muss die lieben Mitmenschen ja nicht schon so früh im Jahr frustrieren.
Stichwort Gießen - der Inhalt der Regentonne, der den Winter als bizarr von Luftblasen durchzogener Eisblock (
hier) überstand, ist nun das erste Mal
aufgebraucht. Es wird wieder aus der Leitung gezapft. Bis auf weiteres. Für die nächsten Tage ist kein Regen angekündigt. Wobei - Freitag habe ich einen Außendreh. Da gießt es garantiert aus Kannen. Allerdings in Saalfeld. Pankow wird wohl wieder nicht betroffen sein. Sollte es im Raum Berlin zu Niederschlägen kommen, dann sicherlich nur außerhalb eines Radius von einem Kilometer rund um den Balkon - wir leben, wie wiederholt beklagt, auf einer Wüsteninsel.
Planung für die weitere Aufforstung der Terrasse: Zu Rittersporn und Wicken gehören natürlich
unbedingt Lupinen, das ist Naturgesetz. Ein neuer Rosmarin wird eingestellt. Sollte ich irgendwo Erdbeeren der Sorten „Mieze Schindler“ beschaffen können, wird auch denen noch ein Platz freigerückt. Ach ja, irgendwann setzen wir dann auch die Tomaten nach draußen und sorgen so dafür, dass wir im Hochsommer keine Schatten spendende Markise vor dem Küchenfenster brauchen. Dann wird man auf dem Balkon auch nicht mehr treten können.