Wohin mit einem ganzen Muskatkürbis von knapp sechs Kilogramm? Immerhin ein Viertel davon konnte ich gestern in einem Strudel verstecken. Das als Nachtrag zu den
hier schon angeführten Verwertungsvarianten. Was jedoch um jeden Preis vermieden werden musste, war die allzu große Nähe zu einem zuckrigen Kuchengebäck.
Also fiel die Entscheidung gegen den klassischen Strudelteig aus Weißmehl, Ei und Butter und zugunsten einer Hülle aus herzhaftem Sauerteig. Der Kürbis wurde geschält, entkernt und angemessen zerkleinert. Anschließend wurden die Stücke zusammen mit ein paar Frühlingszwiebel-Abschnitten angedünstet. Das nächste Mal werde ich wohl versuchen, den Kürbis portionsweise zu braten, denn eine leichte Röstnote hebt das geschmacklich nicht sonderlich auffällige Gemüse doch deutlich an. Beim Dünsten jedenfalls bildet sich einiges an Flüssigkeit, das abgegossen werden muss, um den Strudel nicht komplett durchzuweichen.
Die Kürbismasse gehört mutig gesalzen. Außerdem habe ich sie mit einigen angerösteten Pinienkernen und etlichen knusprig gebratenen Speckwürfeln durchmischt. Der weiche, zurückhaltend aromatische Kürbis gewinnt, wenn er von Kontrasten begleitet wird. Das scheint überhaupt eine gute Strategie bei diesem Gemüse - nicht gnadenlos niederpürieren und dabei den Eigengeschmack mit Gewürzen überdecken, sondern die Gegensätze möglichst stehen lassen - soweit das in einem Strudel, der alle Zutaten in eine Hülle zwängt, möglich ist.
Natürlich lässt sich Sauerteig nicht so extrem dünn auswalzen, wie das bei der klassischen Strudelmasse gefordert wird. Es ist auch ungünstig, beim Zusammenrollen allzu viele Teiglagen übereinander schlagen zu müssen - die Gefahr besteht, dass der Teig innerhalb der Hülle nicht ganz ausbäckt und vom Kürbissaft unappetitlich durchtränkt wird. Also wird besser die lange Seite der Teigfläche nach innen gelegt. Anschließend kann der Sauerteig noch einmal ein halbes Stündchen ruhen. Ein oder zwei Längsschnitte an der Oberfläche geben ihm Gelegenheit, weiter Volumen zu gewinnen.
Im Ofen werden erst einmal kräftige 250 Grad vorgegeben.
Damit die Kruste nicht vorschnell zu hart wird, muss für genügend Feuchtigkeit in der Röhre gesorgt werden. Der Strudel wird vor dem Einschieben mit Wasser besprüht, außerdem spritze ich Wasser auch auf die heiße Backofenwand und stelle zusätzlich eine Schüssel kochendes Wasser mit aufs Blech. Nach einer Viertelstunde kann die Temperatur auf 190 Grad gemäßigt werden, die Schüssel kommt heraus. Eine knappe Stunde braucht der Strudel, dann ist er gar und sollte auf einem Gitter noch etwas auskühlen. Der Anschnitt ist nicht ganz einfach - außen harte Kruste, innen weiche Kürbismasse. Aber die Sache lohnt.
Vom Muskatkürbis ist nun nach der Verwendung für den Strudel, für eine Suppe und für Kürbispuffer immer noch die Hälfte da. Kommendes Wochenende werden noch einmal Ravioli mit Kürbisfüllung probiert. Dann habe ich das Zeug für dieses Jahr wahrscheinlich über.