Ein ganzer Sonntag, den man der Zubereitung eines perfekten Schmorbratens widmen kann. Fünf Stunden lang liegt das Rind im leise köchelnden Fond, in noch einmal anderthalb Stunden bekommt das Fleisch die Glasur. Dazu gibt es Vanille-Honig-Möhren und Knödel.
Vormittags lag schon ein Apfelstrudel im Ofen, außerdem wartet ein weiterer Liter rötlicher Apfelsaft auf die Verwandlung in zartschmelzendes Gelee. Eine Freundin bringt Schraubgläser vorbei - unsere sind sämtlich schon mit Marmelade, Gelee oder Mus gefüllt, und die Saison ist noch lange nicht vorbei. Bis zum Ende des Jahres wollen noch Quitten und Schlehen verarbeitet werden.
Wenn ich nicht gerade andächtig den Braten im Eisentopf mit Flüssigkeit begieße, gehe ich mit der Heckenschere auf dem Balkon umher und lichte die Tomaten aus. Das Blattwerk hat die Pflanzen lang genug ernährt, jetzt ist es dürr und braun, trägt hier einen weißen Pilzbesatz und dort die gelben Flecken vom Milbenbefall. Aus den Blattachseln sind in den letzten Wochen noch einmal armlange Triebe gewachsen. Oben, wo die Stängel zweifingerdick sind, haben die Pflanzen sogar wieder Blüten angesetzt.
All das wird gekappt. So kriegen die letzten vier, fünf Kilogramm Früchte, die noch auf die Reife warten, mehr vom Licht. Und die Küche liegt nicht mehr ganz so im Schatten.
Die Gefolgschaft von Ritter Sporn hat währenddessen fast ausgeblüht. In ein paar Tagen kann ich die überzähligen Stauden ausgraben und umsiedeln - in den Garten der Eltern. Weitere Blaublüter, ähem, Blaublüher bleiben dagegen aktiv. Der Lavendel wird nicht müde, und die hängende Glockenblume ebenso wenig.
Dann wird es dunkel, und der Braten ist fertig. In die Sauce kommt noch ein Löffel Holundermarmelade. Auf dem Küchentisch stehen sechs neue Gläser Apfelgelee mit feinen schwarzen Vanille-Pünktchen. Dieses Jahr werde ich wohl sogar ein paar verschenken können. Man kann das ruhig als Zeichen besonderer Großherzigkeit schätzen. Denn was die eigene Marmelade angeht, bin ich sonst bekennender Geizhals. Die übervollen Vorratsregale in diesem Herbst stimmen mich milde.