Bisher
Bisher
Sonntag, 21. August 2011
Es war ein Sommer, der nicht war. Wie hatten wir gehofft, der Winter möge endlich zu Ende gehen. Nun beginnt er schon wieder.
Im Frühjahr ließ der Hausbesitzer die beiden schönsten Bäume im Hof fällen. Die Aprikose, die nur alle drei Jahre etwas trug, dann aber die größten und aromatischsten Früchte, die ich je sah. Und die Sauerkirsche, die eine Marmelade hergab, die immer auch ein wenig nach Mandel schmeckte. Ich war nicht da, als die Leute mit der Motorsäge kamen, und ich wollte nicht zurück, als ich die Nachricht erhielt. Es sei zu dunkel auf dem Hof, hatte der Vermieter gesagt. Nun ist es heller. Ich habe diesen Sommer nicht ein einziges Mal auf dem Hof gesessen.
Es war der Sommer, in dem der Rittersporn aufgab. Aufgab, nachdem er immer wieder beißenden Frost überstanden hatte, Jahr für Jahr. Ich hatte ihn nach der Blüte zurückgeschnitten, als er voller Spinnmilben war. Er trieb noch einmal aus, dann fielen auch diese Blätter zusammen. Der Rest wurde von einem namenlosen Kreuzblütler überwuchert.
Es war der Sommer, in dem die Artischocken nicht groß wurden. In dem es kaum drei, vier Walderdbeeren vom Balkon gab. In dem das Fingerkraut gar nicht erst blühte. In dem die meisten der Tomaten braune, faulige Stellen ansetzten.
Im Garten der Freunde verschwanden die Bienen. Aus einem Stock, den ein Imker dort aufgestellt hatte. Spurlos. Niemand weiß, wohin sie flogen. Alle sind ratlos.
Zur gleichen Zeit warf der Quittenbaum auf dem Balkon, der zunächst zwölf Früchte trug, eine nach der anderen ab. Eine einzige ist nun übrig. Und am Lorbeer sitzen die Wespen.
Abend für Abend schaue ich den Mond an.
Ehrenpreis.