(Lieber Leser, dieser Blogeintrag wurde nachträglich editiert. Das widerspricht zwar der reinen Lehre. Allerdings dürfen falsche Tatsachenbehauptungen hier nicht unkorrigiert stehen bleiben. Vor allem dann nicht, wenn es sich um botanische Zuordnungen handelt. Recherchen vor Ort ergaben, dass die aus Mittelitalien mutwillig eingeschleppte Lieblings-Tomatensorte keineswegs der Sorte „Ochsenherz“ zugehört. Aber lesen Sie bitte unten weiter.)
Die Tomaten vor dem Terrassenfenster erreichen Mitte Juli die Zweieinhalb-Meter-Marke. Die Spitzen müssen an der Regenrinne befestigt werden. In der Küche
ist es tagsüber nun halbdunkel, weil das Blattwerk die Sonne vom Fenster fernhält. Längst hängen dicke Früchte an den Pflanzen, die nun ein paar informierte Mutmaßungen über die womögliche Sorte erlauben, die man hier angebaut hat. Acht der sechzehn Pflanzen tragen flachgedrückte, tief gerippte und an der Unterseite völlig verwachsene Tomaten. Auf den ersten Blick sehen sie den berühmten Ochsenherzen,
Cuor (oder Cuore) di Bue, ziemlich ähnlich
. Jene sind allerdings nicht so platt, sondern wie ein Rinderherz ein wenig nach oben zugespitzt; vorzügliche Saucenfrüchte, die Masse mit Aroma zu verbinden vermögen. Das schafft die hier angebaute Sorte auch, die indessen (und hier gelangen wir auf den richtigen Pfad) im Großraum Rom als
Casalino bekannt ist. Das müsste „Häuschen“ oder „kleines Gehöft“ bedeuten und bezieht sich wohl auf das in zahlreiche Kammern und Stuben unterteilte Innere der Früchte. Etwas offiziöser ist die Bezeichnung
Spagnoletta. Ihr größtes Verbreitungsgebiet hat diese Tomate offenbar im Golf von Gaeta und in dem von Formia.
Makellos sind die kräftigen Tomaten aber leider nicht. Einige haben unterseits dunkle, weiche Flecken, die sich von Tag zu Tag weiter ausbreiten. Von der gleichen Malaise ist auch eine andere Sorte betroffen, deren Früchte eher langgestreckt und spitz zulaufend aussehen. Abbrechen und wegwerfen? Oder guten Mutes warten, bis die Tomaten reif sind, um dann die braunen Stellen auszuschneiden?
Während die Kräuter - Oregano, Thymian, Minze - ausgiebig blühen, hat sich der vom Winter doch mehr als merklich beeindruckte Storchschnabel dieses Jahr zurückgehalten.
Vom Ehrenpreis war gleich gar nichts zu sehen. Nicht eine Blüte steckte die Staude auf. Fehlinvestitionen waren offenbar auch die neu gesetzten Erdbeersorten. Von den drei Walderdbeer-Stauden konnte man immerhin noch zwei, drei Beeren ernten. Fräulein Mieze Schindler blühte zwar, ließ die Fruchtstände dann aber verdorren. Dies allerdings lag weniger an Witterungsunbilden
oder mangelnder Vitalität der Pflanzen - der Mann vom Balkon hatte einfach das Kleingedruckte nicht gelesen und so übersehen, dass für die Fruchtbildung bei Madame Schindler eine zusätzliche Bestäubersorte nötig ist. Notiz an mich - kommendes Jahr dann doch ein oder zwei Stauden
Senga Sengana setzen.
Als Terrassengärtner lernt man tatsächlich jeden Tag dazu. Am Unterstamm des Quittenbäumchens zeigen sich jetzt Blätter, die nicht zur Quitte passen wollen und eher nach einem Vogelbeerstrauch aussehen. Nachgelesen. Es wird offenbar, dass Ebereschen wirklich gern als Veredelungs-Unterlage für Quitten oder Birnen herangezogen werden. Einen Doppelstock-Baum habe ich hier also, unten Vogelbeere, oben Cydonia. Wundersame Pflanzenwelt, in der man das eine mit dem völlig anderen zusammenstecken kann, und am Ende wächst es auch noch und trägt bei einigem Glück sogar Früchte.