Der Balkon bildet Grünmasse. Zum Küchenfenster hin machen die Tomaten breite Schultern. Knapp anderthalb Meter messen sie schon. Täglich sind Hummeln da und hängen an den pinselförmigen Blüten jener Sorte,
deren Samen wir aus Italien mitbrachten - vermutlich werden das bei gutmütiger Witterung jene legendären wulstigen Ochsenherzen. Der Lorbeer treibt frisch aus. Die Erdbeeren scheinen sich zu langweilen, sie suchen mit Dutzenden langen Auslegern Anschluss im benachbarten Pflanzgefäß. Die blassviolett blühenden Glockenblumen, inzwischen mehr 15 Jahre alt, von denen ich nach dem Winterfrost nur einen winzigen Trieb retten konnte,
sind mit kräftigen Blättern wieder da. Ein herzerwärmendes Comeback. Einen starken Auftritt hat selbstverständlich der Rittersporn. Nichts anderes wurde erwartet.
Mein Quittenbaum hat seine wenigen Blüten schnell wieder abgeworfen. Jetzt erschloss sich auch, warum Laub und Blütenblätter so seltsam angebissen aussahen. In der Spitze saß, bewundernswert getarnt, eine glatte grüne Raupe. Vermutlich gehörte sie zu einer Eulenart. Die kurze Überlegung, ihr diesen Platz zu gönnen, um ihre Entwicklung zum Schmetterling verfolgen zu können, wurde rasch wieder verworfen. Für die Unterhaltung eines Zuchttiers bot die Quitte nun doch wieder zu wenig Laub. Also ab über die Brüstung mit dem Fraßfeind. Hier gibt es Vögel, die sich über so etwas freuen.
Am Geländer recken sich vier Sorten Minze. Zwei sind gekauft, zwei wurden aus dem Hof repatriiert, wo wir sie vor zwei
Jahren ausgepflanzt hatten. Zwei sind glattblättrig und rotstielig, eine hat stärker gewellte Blätter, die letzte ist entschieden kraus und von feinem Flaum bedeckt. Die perfekte Mojito-Minze ist nämlich noch immer nicht bestimmt. Hoffnung besteht, dass eine der vier Stauden in die engere Wahl kommt.
Von den geliebten Obstbäumen auf dem Hof wiederum kann dieses Jahr wenig erwartet werden. In den drei Sauerkirschen wütet die Monilia. Früchte gibt es nicht. Auch die Aprikose legt wieder ein Ruhejahr ein. Nichts dran - bis auf ein paar dicht beieinander hängende Früchte an einem der höchsten Äste, der mit keiner der greifbaren Leitern zu erreichen sein wird. Pfirsiche wenigstens reifen in akzeptabler Zahl. Birnen hingegen - null. Für die Marmeladensaison muss wohl mit Zukäufen geplant werden.