Drei Jahre lang habe ich versucht, hier oben Artischocken zum Blühen zu bringen. Diesen Sommer ist es geglückt. Im Vergleich zur Mittelmeerregion sind die Pflanzen zwar zwei, drei Monate im Verzug, aber die Geduld hat sich gelohnt. Was den Ausschlag gab?
Die Sonne, denke ich. Bislang bekamen die Artischocken einfach nicht genug davon. Dieses Jahr stellte ich sie an einen Platz, an dem sie früh die ersten Lichtstrahlen erwischten und erst spätnachmittags in den Schatten hinter dem Fassadenvorsprung eintauchten.
Jetzt hat sich eine kindskopfgroße Blüte aufgetan, am gleichen Stängel warten zwei weitere, kleinere Knospen. Im Topf nebenan stehen noch zwei Pflanzen, eine blüht etwas zurückhaltender, die andere schiebt erst eine winzige Knospe hoch. Die violetten Blüten bestehen aus zahllosen fadenförmigen Blättchen - das ist das, was man beim Parieren der Knospen für den Kochtopf als „Heu“ oder „Stroh“ bezeichnet und mit einem scharfen Löffel herauszutrennen bemüht ist.
Aus der Mitte heraus richten die Blütenblätter sich auf. Bienen versuchen verzweifelt, zwischen den dicht zusammen stehenden hohlen Fäden auf den Boden der Blüte zu kommen, doch nur kräftige Hummeln, die durch den Verhau pflügen wie Maulwürfe, haben dabei Erfolg.
Die blühenden Artischocken duften nach Honig und Heu. Und ich überlege - soll ich auch den anderen Blüten dabei zusehen, wie sie zur Hummelweide werden? Oder doch beizeiten mit einem Messer hergehen und die Knospen kappen, um sie buchstäblich zu verbraten?