So langsam wird von jeder im Frühjahr aus dem Samen gezogenen Tomatensorte etwas reif. Zeit, mal den Mund so richtig voll zu nehmen und eine Vorauswahl für die Kultur des nächsten Jahres zu treffen.
Los gehts mit den
Berner Rosen. Die fielen schon in den letzten beiden Sommern angenehm auf. Kräftige Ranken, die es mühelos auf eine Länge von 2,50 Metern bringen. In jeder Etage zwei bis drei Früchte, manchmal so eng benachbart, dass sie miteinander verwachsen.
Die Tomaten selbst sind, wie der Name es vermuten lässt, von einem hellen Rosa, können aber bei genügender Reife leicht karminrot werden. Beim Kosten punkten mit sie mit ihrer unverkennbaren Konsistenz - butterweich, mit zarter Schale. Allerdings erkranken sie allzu leicht, bekommen auf der Unterseite schorfig schwarze, eingedellte Stellen. Im Inneren setzt sich das als dunkle Verhärtung bis in die Mitte fort. Man kann die unappetitlichen Flecken heraus schneiden, aber auch der Rest der Frucht will nicht recht schmecken. Die unbeschädigten Früchte aber sind ein Fest.
Daneben steht
Rosii Marunte. Über den merkwürdigen Sortennamen war nichts weiter herauszubekommen, selbst das
lobenswerte
Tomatenblog, an anderer Stelle schon verlinkt, schweigt sich aus. Die Sorte soll aus Rumänien stammen und wächst freudig bis in 3 Meter Höhe. Die Früchte versammeln sich zu fünft oder zu sechst an den Rispen, sie werden tief dunkelrot und schmecken kräftig süß-säuerlich. Schöne Cocktailtomate, vielleicht die am intensivsten schmeckende der Auswahl. Die Fruchtstände haben das eigenartige Bestreben, absurd lange Neutriebe zu bilden, an denen dann sogar neue Blüten und Früchte erscheinen.
Der nächste Kübel. Hier wächst die
Tropfenförmige von Linosa.
Sie ist, ahem, tropfenförmig. Ihr Umriss ist oval und läuft in eine deutliche Spitze aus. Wenn es stimmt, dass sie aus Italien stammt, dann kommt der Name
„Linosa“ wohl von einer der pelagischen Inseln südlich von Sizilien. Sie gilt als gute Salattomate, allerdings ist ihr Geschmack nicht so überragend, dass er sich sonderlich einprägen würde. Viel eher würde ich die Früchte wegen ihrer dicken, fleischigen Wände als Saucentomate verwenden.
Weiter. Die
Gelbe Dattelweintomate. Die für den Balkongärtner
wohl lohnendste Sorte, wenn es nach der Zahl der Früchte geht. Ganze Trauben der dottergelben, birnen- oder dattelförmigen Liebesäpfel hängen an den Stängeln, oft sind es zwanzig und mehr. Sie schmecken herzhaft süßsauer, allerdings nicht so kräftig wie „Rosii Marunte“. Ideal für das Picknick. Und im Salat ein herrlicher Farbklecks.
Dann die Sorte mit dem verheißungsvollen Namen
Besser. Kommt aus Deutschland (andere Quellen behaupten allerdings, Ursprungsort sei Peru - aber stammen letztlich nicht alle Tomaten
aus Südamerika?), bildet optisch höchst eindrucksvolle schwere Rispen mit jeweils bis zu zwanzig pflaumengroßen Früchten. Warmes Rot, knackig und saftig. Aber „Besser“? Geschmack eher Durchschnitt. Gute Grundlage jedoch für einen Schmortopf mit Tomaten und Mini-Kartoffeln, gewürzt mit Rosmarin und Lorbeer. Auch für den Salat nicht übel. Offenbar zuverlässig und robust, trägt im Freien vom August bis weit in den September hinein.
Im gleichen Topf stehen zwei Pflanzen der Sorte
Sankt Ignazius, Herkunft: Südtirol. Über den namensgebenden Schutzheiligen war
auch hier nichts weiter in Erfahrung zu bringen. Auffallend wenig Laub, das dazu noch früh verdorrt ist. Die Tomaten werden groß wie eine Faust, es hängen meist zwei in jedem Fruchtstand. Wegen ihres Volumens eignet sich Sankt Ignazius als klassische Fleischtomate für die warme Küche. Dünn aufgeschnitten, schmeckt sie aber auch als Extra-Lage auf einem belegten Brot. Manche Früchte wirken allerdings ein bisschen mehlig und trocken.
Wer fehlt noch? Ein bisschen im Schatten und daher mit der Reife im Rückstand:
König Humbert. Die kräftigsten Pflanzen im Vergleich. Die Stängel
sind dick wie ein großer Zeh. Die Pflanzen tragen gut, die Früchte sind fast so groß wie ein Hühnerei, länglich oval mit einer leichten senkrechten Einschnürung, wie ein Herz mit zwei Kammern. Wiederum was zum Einkochen. Ich werde das am Wochenende mal versuchen.
Totalausfall: Big Rainbow. An den zwei mickrigen Pflanzen hat sich nicht eine einzige Frucht gebildet. Zu spät ausgepflanzt, zu wenig Licht offenbar. Neue Chance im nächsten Jahr? Oder soll ich den enttäuschenden Ertrag als Beleg nehmen, dass Big Rainbow sich nicht lohnt? Schließlich brauche ich in der nächsten Saison Platz für die aus Italien mitgebrachten Sämereien. Falls die denn keimen wollen.