Die Brombeer-Kampagne 2009 verlief nicht annähernd so märchenhaft wie jene im letzten Sommer. Das mag zum einen daran liegen, dass ich mich zwei Wochen später als vergangenes Jahr auf die Suche machte. Zum anderen daran,
dass Sammlerkonkurrenz meine angestammten Claims ausgeplündert hatte. Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass auf ein Jahr voller Überfluss eines folgen muss, in dem Verzicht zu üben, Maß zu halten, Demut zu trainieren ist.
Wenigstens traf ich auf der Wiese neben den Brombeerhainen jede Menge Zebra- bzw.
Wespenspinnen. Wer imstande ist, solche Tiere als schön zu empfinden, freut sich. Jeder andere flieht. Meine Lieben - unter den in Deutschland lebenden Spinnen ist es, soweit ich mich erinnere, nur einer Art technisch möglich, mit ihren Kieferklauen
die menschliche Haut für einen wirksamen Biss zu durchdringen. Die Zebraspinne ist es nicht.
Mürrisch pflückte ich die paar kleinfrüchtigen Brombeeren, die mir zugestanden wurden. Der Korb wurde kaum schneller voll als bei der aufhaltsamen Blaubeerernte Mitte Juli. Irgendwann verlor ich die Lust und widmete mich stattdessen einem kleinen Kornelkirschenbaum in der Hecke. Cornus mas, geht die Rede, sei überaus reich an Vitamin C und gebe ebenfalls eine anständige Marmelade her. Gut, dass der gemeine Spaziergänger die olivengroßen, tiefdunklen Steinfrüchte für giftig hält. Ein paar Handvoll davon waren schnell gesammelt. Kontrastprogramm zu den sattschwarzen Brombeeren.
Letztere wurden zu Hause in drei Schüsseln geteilt. Aus einem Part wurde Eis. Der zweite bekam etwas Zucker ab und konnte frisch gegessen werden. Aus dem dritten schließlich wurde die 2009er Edition meiner Lieblingskonfitüre - klägliche zwei Gläser. Zum Glück ist aus dem letzten Jahr noch genug davon im Keller.
Die Kornelkirschen wiederum brauchten etwas Zuwendung. Entsteinen wie herkömmliche Kirschen lassen sie sich kaum. Da lohnt es eher, sie mit einer Winzigkeit
Wasser aufzusetzen, kurz weich zu kochen und sie dann durch ein grobes Sieb zu passieren. Das entstehende Fruchtmark wurde mit Gelierzucker aufgewogen und eingekocht. Obacht - Kornelkirschen bringen anständig Pektin mit. Wer es mit der Kochzeit übertreibt, bekommt eine gummiartige Masse, mit der man anschließend auf dem Küchenboden dribbeln könnte. Regelmäßige Gelierproben zahlen sich aus. Beim nächsten Mal reicht vielleicht gewöhnlicher Zucker ohne Pektinanteil.
Geschmacklich ist die Kornelkirschen-Konfitüre keine neue Welt. Angenehm säuerlich, ein bisschen an Kirschen erinnernd, aber mit wenig Eigenart. In diesem Falle waren zwei kleine Gläser wiederum genug.