Madame von Lescovac wird diesen Herbst keine Früchte tragen. Der Quittenbaum hat sich entschieden, erst einmal das mangelnde Laub nachzurüsten.
Die Überreste der Blüten fielen während der Regen- und Hagelschauer der letzten Tage einfach ab. Dafür kriechen neue Blätter aus den nackten Zweigen, weich wie Tücher, auf der Oberseite vornehm dunkelgrün wie Apfelbaumlaub, unten mit graugrünem Samt beflockt.
Der Lorbeer ist vom Regen durchtränkt, die nassen Zweige biegen sich zur Seite. Auch Laurus hat sich in den letzen Monaten zahlreiche neue Blätter kommen lassen. Was während der Überwinterung verloren ging, ist mehr als ausgeglichen.
Das besänftigt das schlechte Gewissen, wenn ich mir vom Strauch ein bisschen Grün für die Tomaten im Schmortopf hole.
Die ersten Stauden haben ausgeblüht. Der Große Ehrenpreis, der Rittersporn, dessen letzte Blüten auch tropfnass noch von unwirklich großen
Erdhummeln angeflogen werden. Zeit, die Stängel kräftig zurückzuschneiden. So fällt mehr Licht auf die Tomaten, von denen einige bereits hüfthoch stehen. Die Wicken am Geländer lassen dagegen noch warten. Auch von den ausgesäten Lupinen ist wenig
zu sehen - ein paar vielfingrige Blätter an fadendünnen Stängeln. Bunt wird es da wohl nicht vor August. Dafür wuchern die blau besetzten Ranken der Glockenblume. Verschiedene Farbstufen gleich nebeneinander - pastellhelles Violett, tiefes Azur. Schräg darüber, im Kasten, der dottergelbe Islandmohn, auch er eine beliebte Hummelweide.
Warum schwingt sich der Frauenmantel eigentlich nicht zu Größerem auf? Anderswo steht er in Rabatten einen halben Meter hoch, bildet Büsche, mit Blättern von den Maßen einer Kinderhand,
hochgewölbte Wassertropfen darauf wie auf einem Lotus, daneben vielgliedrige gelbgrüne Blütenstände. Hier überdeckt er kaum seinen Keramiktopf.
Blick in den Hof. Der Aprikosenbaum trägt so viel wie seit Jahren nicht, obwohl das Wetter der vergangenen Woche dutzende der schon pflaumengroßen Früchte aus den Zweigen gefegt hat. Wenn auch nur die Hälfte von dem reif wird, was jetzt noch oben hängt, dann sollte das für etliche Gläser Konfitüre und Chutney reichen. Auch der weißfleischige Pfirsich hat die Spitzendürre aus dem Vorjahr überwunden. Sauerkirschen hängen ebenfalls zu Hunderten im Laub. Noch zwei, drei Wochen, dann brodeln hier die Marmeladentöpfe.