Vier mal Holunderblüten
Vier mal Holunderblüten
Mittwoch, 10. Juni 2009
Auf den Wiesen hinter Buchholz wächst genug Sambucus nigra, um auch im Herbst noch ein paar Beeren ernten zu können. Jetzt reicht ein kleiner Korb voll Blüten, um vier Varianten der Konservierung auszutesten. Letztes Jahr hatte ich einiges davon schon mal durchgespielt, und zwar hier: den Sirup, Prosecco mit Holunderblüten, Eierkuchen. Jetzt geht es um die Königsdisziplin: den auf den Blüten vergorenen Holundersekt, der in der Flasche nachreifen soll. Außerdem um Holunderblütenlikör, Holunderblütengelee und, für alle Fälle, noch einmal um Holunderblütensirup.
Für den Sekt findet man bei den unzähligen Exegeten der Holunderblütenlehre reichlich Rezepte. In den Grundzutaten gleichen sie sich natürlich: Holunderblüten, Wasser, Zucker, Zitronen und von Fall zu Fall eine Tasse Weißweinessig. Die durchdachteste Version steht hier - eine Übung in praktischer Mikrobiologie. Mir gefiel das Rezept auch deswegen, weil für den ersten Ansatz keine gewaltigen Flüssigkeitsvolumen nötig sind, die wiederum eine verzweifelte Suche nach ausreichend großen Behältern eröffnen würden. Ich finde es wenig vornehm, für die Sektbereitung einen Wischeimer heranzuziehen, und sei er auch sauber.
Kapitel 2 - der Sirup. Letztes Jahr hatte ich die Blüten dafür mit der Zuckerlösung kurz aufgekocht. Im Rückblick erscheint mir das ein wenig brutal. Das feinere Blütenaroma geht unter, und der grobe Geschmack der Stiele drängt sich in den Vordergrund. Vorteil ist natürlich, dass der so hergestellte Sirup gut haltbar ist. Inzwischen habe ich aber den Eindruck, dass die meisten Rezepte im Netz (hier ein sachliches, hier ein schön schwärmerisches) auf einen kalten Ansatz bauen. Zusätzlich kommt dann Zitronensäure als Konservierungsstoff in die Mixtur. Sicher, solche Hilfsstoffe habe ich an anderer Stelle lauthals verdammt. Zum einen aber scheint mir die Zitronensäure noch ein halbwegs naturnahes Präparat, zum anderen - was hilft‘s? Es gibt nun mal keine andere Methode, den Sirup ohne Hitze haltbar zu machen. Mal abgesehen von der Option, das Zeug einzufrieren und bei Bedarf eine Dosis aufzutauen.
Ich nahm knapp 20 Holunderblüten, die wieder weitgehend ohne Stiele in einen Tontopf kamen. Dazu zwei zerschnittene Biozitronen und eine Mischung aus einem Liter Wasser und einem Kilogramm Zucker (der klassische Läuterzucker). Wie immer ließ sich der Zucker durch Erhitzen besser im Wasser lösen. Der abgekühlte Läuterzucker kam über Blüten und Zitronen, die wiederum mit einem Teller daran gehindert wurden, aus der Flüssigkeit herauszuragen. Das Ganze soll nun zwei oder drei Tage stehen, ehe etwa 20 bis 30 Gramm Zitronensäure (erhält man tatsächlich in der Apotheke) zugesetzt werden und der fertige Sirup in heiß ausgespülte Flaschen gefüllt wird. Man bekommt geraten, ihn kühl und dunkel zu lagern, am besten im Kühlschrank. Wie lange der süße Saft hält, bleibt noch zu berichten. Bei einem Schimmelpilz-Fiasko müsste man wohl daran denken, entweder den Zuckeranteil noch zu erhöhen oder die fertigen Flaschen kurz zu erhitzen.
Zum dritten - das Gelee. Eine Bauanleitung gibt es hier. Ich bin ihr im wesentlichen gefolgt, allerdings scheint mir der Ansatz sehr zitronenlastig zu sein. Da bin ich im nächsten Jahr vorsichtiger. Wichtig - Blüten und Zitronen sollten nicht viel länger als 24 Stunden im Wasser ziehen. Sonst beginnt die Zitrusschale Bitterstoffe abzusondern, und die Blüten nehmen einen Geruch an, der unangenehm an Jauche erinnert.
So, das nächste Update gibt es, wenn ich den Inhalt der vier Gefäße abgefüllt habe. Und dann soll etwas Ähnliches versuchsweise auch mit Lindenblüten unternommen werden. Das ist weniger geläufig, ich sehe aber keinen Grund, warum das nicht klappen sollte.
Sambucus nigra.