Absagen
Absagen
Sonntag, 1. März 2009
Dennoch wird ein Freischaffender hübsch überlegen, bevor er einen Auftrag ablehnt. Und noch gründlicher wird er nachdenken, bevor er eine schon zugesagte Produktion wieder absagt. Man tut so etwas nicht. Man hat sich den Ruf aufgebaut, das Versprochene termingerecht zu liefern. Den gefährdet man nicht ungestraft. Was denken die Kollegen, denen man den Kram damit vor die Füße wirft? Die werden einen steinigen. Denn sie müssen nun schleunigst jemanden finden, der die undankbare Aufgabe übernimmt, die Sendung in den verbleibenden paar Tagen zu schreiben, zu drehen, zu schneiden. In anderen Fällen war man ja selbst derjenige, der auf diese Weise Feuerwehr spielte. Spaß macht das nicht.
Aber jetzt ist so ein Moment. Jetzt muss ich anrufen und den Damen der Redaktion eröffnen, dass ich es auch beim besten Willen nicht schaffe. Dass ich sie schmählich im Stich lasse, mich drücke, mich abducke. Möglicherweise falle ich damit aus der engsten Auswahl der Autoren. Möglicherweise ruft man mich erst in einem halben Jahr wieder an. Oder erst 2010. Oder nie wieder. Gibt es nicht doch noch eine Lücke? Eine Vertagung? Einen späteren Abnahmetermin? Lieber nicht darüber nachdenken. Denn dann manövriere ich mich komplett vor die Wand und schiebe in den nächsten beiden Wochen 24-Stunden-Schichten. Also Augen zu und durch. Loslassen. Und mit so viel Gelassenheit wie möglich auf die nächste Gelegenheit warten.
Tauchtiefe an der Panke, 1. März 2009.