Winterfest/Dummes Zeug
Winterfest/Dummes Zeug
Dienstag, 24. November 2009
Das schönste Beispiel für diese allfällige Arroganz liefert der TV-Hansdampf Johannes Baptist Kerner. Er bekennt zwar heiter, vom Gegenstand nicht die mindeste Ahnung zu haben, ist mit seinem Urteil aber verblüffend fix: „Ich hasse Twitter wie die Pest!“. dpa wiederum vermeldet, dass Twitter eine neue „Anmachfrage“ habe, nicht mehr „Was tust du gerade?“ sondern „Was passiert gerade?“. Der sonderbar polemische Agenturtext enthält die so verwirrte wie verwirrende Bemerkung: „Ob damit die vielen Banalitäten aus dem 140-Zeichen-Dienst verschwinden, blieb am Freitag offen.“ Mal abgesehen davon, dass eine Nachrichtenagentur gefälligst nachzuhaken hat, wenn irgendwo eine Frage offen bleibt: Liebe dpa, versteh mal - bei Twitter läuft es ein bisschen anders als bei einem Nachrichtendienst. Die Inhalte, die schreiben nämlich die Nutzer. Nicht die Anbieter des Dienstes. Mit der gleichen Berechtigung könnte man sich über das Medium SMS beklagen, das ja auch überwiegend zur Weitergabe rein privater, höchst banaler Befindlichkeiten genutzt wird.
Den Vogel schießen für diesmal aber die Trolle, ähem, die Fernsehschaffenden des Bayerischen Rundfunks ab. Genauer, die Macher der Sendung „Südwild“. Sie sind tatsächlich nach Berlin gereist und haben die re:publica besucht, die Bloggerkonferenz im Friedrichstadtpalast. Im Anreißertext heißt es, hier „haben sie es wieder alle gemacht: getwittert. Aber was kann man schon Sinnstiftendes aus einer solchen Konferenz senden. Wir haben Deutschlands Blogger-Größen gefragt.“ Unsere tapferen Reporter rannten nun mit laufender Kamera ins Foyer. Sie wollten aber gar nicht wissen, was man „Sinnstiftendes aus einer solchen Konferenz“ twittern könnte. Ihr Fazit stand nämlich vorher schon fest. Twitter ist „Blödsinn“, so steht es auch im Titelbalken, wenn man sich den Bericht in einem extra Player-Fenster ansieht. Um das zu belegen, waren die Kollegen auf eine gaaaaaanz tolle Idee gekommen. Sie befragten ein paar populäre Twitterer (unter anderem Johnny Haeusler vom Spreeblick) und verlangten von den Gesprächspartnern, ihre Antworten Twitter-like auf 140 Zeichen zu begrenzen. Wow. Gut, dass sie dann noch auf Sascha Lobo trafen, der sich strikt weigerte, sich an diese Vorgabe zu halten. Weswegen man ihn dann auch nicht recht zu Wort kommen ließ, sondern seine Antwort in Mickey-Mouse-haft erhöhter Geschwindigkeit abspielte.
Leute, mir ist das echt zu blöd. Ich weiß, ihr habt alle ein Problem damit, dass neuerdings nicht nur die alten Fernsehnasen auf dem Podium sitzen, um die Welt zu erklären, sondern auch Gestalten wie Sixtus & Lobo. Aber ihr werdet euch damit anfreunden müssen. Das ist ab jetzt so und hört auch nicht einfach wieder auf. Also gebt Frieden und schaut doch einfach mal nach, was es mit diesem komischen Twitter auf sich hat. Ich habe das vor zwei Monaten auch getan. War nicht mal schwer.
Quittenbäumchen. Dieses Jahr ohne Früchte, aber trotzdem gelb.