Angebissen
Angebissen
Dienstag, 2. September 2008
Es ist kein Geheimnis, dass der Balkon auf Apple-Rechnern beackert wird. Auf einem betagten G4 und einem MacBook Pro nämlich. Apples hausgemachte Software iWeb 2 erlaubt es selbst einem Menschen wie mir, der beim Anblick von Programmcode einen epileptischen Anfall bekommt, eine einigermaßen vorzeigbare Webseite zu schreiben.
Selbstverständlich muss ich es ertragen, von schnöseligen Webdesignern, die das Wort „html“ auf die Stirn tätowiert haben, schief angeschaut zu werden. Das macht mir aber gar nichts. Ich habe einfach keine Zeit, mich mit Hypertext-Programmierung oder Java oder Flash zu beschäftigen. Noch weniger Lust verspüre ich, einem dieser Spezialisten regelmäßig viel Geld zu geben, damit er mir meine Seite baut. Ich mache das lieber selbst. Und ärgere mich redlich.
Denn das mit iWeb erweist sich als doch nicht so einfach, wie sich das anfangs anfühlte. Schön, man hat schnell ein paar Bildchen an die richtige Stelle geschoben. Und die Formatvorlagen, die das Programm mitbringt, sind - von einigen Ausnahmen abgesehen - halbwegs geschmackssicher. Die Probleme beginnen dann, wenn man seine Seite veröffentlichen will und nicht Kunde bei Apples Online-Unterkunft .mac bzw. „MobileMe“ (entsetzliches Logo übrigens) ist. Denn eigentlich ist iWeb vor allem für das Zusammenwirken mit diesen Angeboten konzipiert. Nachdem die Seite fertig entworfen ist, klickt man einfach „Veröffentlichen“, und schon schippt das Programm alle nötigen Daten auf Apples Server.
Falls man sich jedoch erlaubt, seinen Online-Auftritt über einen anderen Dienstleister zu organisieren, muss man mit Nervereien rechnen. Im Prinzip sollte zwar auch das ganz simpel laufen - Veröffentlichung in einem Ordner, den man dann per FTP auf den Server des Providers lädt. Doch damit gehen zunächst mal einige Funktionen verloren. Besucherzähler: geht nicht. Blog-Suche: läuft nicht. Kommentare: funktionieren nicht.
Ich bin gar nicht böse, dass ich damit nicht allen Schnickschnack auf der Seite unterbringen kann, aber es gibt auch ernstere Probleme. iWeb hat die unangenehme Eigenart, die Blog-Einträge einer Internetseite in einen Ordner namens - Überraschung! - „Einträge“ zu packen. Leider haben etliche Server, auch der meines Providers, Probleme mit Umlauten in Datei- bzw. Ordnernamen. Die entsprechenden Seiten werden also schlichtweg nicht angezeigt. Es dauert ein bisschen, hinter die Ursache dieses Fehlers zu kommen. Ich brauchte drei Tage.
Nun könnte man per Hand die problematischen Dateinamen ändern und auch sämtliche Verweise auf diese. Das ist wenig praktisch, wenn alle paar Tage ein neuer Blogeintrag hinzukommt. Derzeit handelt es sich innerhalb dieser Webseite um knapp 900 Zeilen, die bearbeitet werden müssten. Dann fand ich hier eine Lösung. Ein Schweizer User, Stefan Schönbächler, hatte die gleichen Beschwerden und schrieb ein praktisches Programm namens iWebTranslator, das einem die Umbenennungsarbeit abnimmt.
So geht, nachdem iWeb seine Aufgabe erledigt hat, die eigentliche Arbeit erst los. Zunächst muss also iWebTranslator auf die Dateien losgelassen werden. Das zweite Zusatz-Programm, das zum Einsatz kommt, heißt iMap. iWeb schafft es nämlich auch nicht, mit Bordmitteln eine Sitemap herzustellen. Die braucht man aber, wenn man möchte, dass Google die eigenen Seiten durchsuchen kann. Google hat nämlich Probleme, die Links im Navigationsmenü zu erkennen, und findet in der Regel höchstens die Startseite. Mit iMap kann man zudem Metadaten in der Seite unterbringen. Auch das packt iWeb nicht von selbst.
So, jetzt aber? Nein, immer noch nicht. Lange habe ich mich gewundert, warum meine Seite auf Windows-Rechnern so grässlich ausschaute. Die eigentlich serifenlos angelegten Schriften waren alle durch einen Times-Font ersetzt worden, der aussah wie aus dem Neun-Nadel-Drucker. Nach dem Tipp eines Freundes durchforstete ich dann mal die .css-Dateien. Dort war zwar vermerkt, dass die Originalschrift „Futura“, falls beim Betrachter der Seite nicht vorhanden, durch „Trebuchet MS“ oder eine andere serifenlose Schrift ersetzt werden sollte. Das funktionierte aber nicht. Erst, als ich sämtliche „Trebuchet“-Einträge gegen die „Tahoma“ austauschte, wurde die Seite auch unter XP und Vista richtig angezeigt. Also muss ich alle neuen oder geänderten Seiten zusätzlich noch einmal mit einem Texteditor behandeln.
Nun endlich kommt der große Moment. Nachdem nacheinander iWeb, iWebTranslator, iMap und TextEdit mit meiner Seite befasst waren, kann ich sie auf den Server schieben. Das macht bei mir die Applikation Fetch. Und dann ist der Balkon tatsächlich wieder aktuell und online.
Liebe Freunde in Cupertino, wenn Ihr demnächst mit einem Update zu iWeb befasst seid, dann denkt doch auch mal an mich. Ich hätte gern: Ordnernamen ohne Umlaute (oder zumindest die Option, das selbst einzustellen). Bessere Google-Verträglichkeit. Eine Sitemap-Funktion. Die Möglichkeit, Metadaten einzuschieben. Funktionierende .css-Dateien. Neue Formatvorlagen brauche ich eigentlich nicht. In tiefer Dankbarkeit: Der Mann vom Balkon, der für all das eigentlich gar keine Zeit hat.
Obst aus Cupertino.