100 Prozent Destillat
100 Prozent Destillat
Donnerstag, 14. August 2008
GLOSSAR
Brand, Edelbrand, Wasser: Destillat aus vergorener Flüssigkeit oder vergorener Maische. Ein „Edelbrand“ besteht, jedenfalls in Österreich, aus 100 Prozent Destillat. Nicht erlaubt sind Zuckerzugaben, der Zusatz von anderem Alkohol oder Aromatisierungen.
Obstbrand, Obstler: Brand aus den gemischten und gemeinsam destillierten Maischen mehrerer Obstsorten, meist Apfel, Birne oder Pflaume. Starke Qualitätsunterschiede. Mancher auffallend preiswerte „Obstler“ ist denn auch kein Brand, sondern ein Schnaps - also ein mit neutralem Alkohol gestrecktes Destillat.
Geist: Bei der Herstellung z. B. von Himbeergeist werden die Beeren in neutral schmeckenden Alkohol (oft Korn) eingelegt. Dieser löst die Aromastoffe und die Farbe aus den Früchten. Anschließend wird die Flüssigkeit destilliert.
Schnaps: Mischung aus einem Drittel Destillat und zwei Dritteln neutralem Alkohol.
Likör: alkoholisches Getränk mit zugesetztem Zucker. Der Zuckeranteil beträgt mindestens 100 g pro Liter. Liköre können einen niedrigen (Aperol, ca. 15%) oder einen hohen (Sambuca, 40%) Alkoholgehalt haben.
Näheres zur Begriffsbestimmung auch hier.
Kostenzer begann vor gut zehn Jahren mit dem Destillieren. Rasch hatte sich der Newcomer einen hervorragenden Ruf erkämpft, räumte auf Messen wie der österreichischen „Destillata“ Preise für seine Edelbrände ab. Während andere Brenner wie das übervornehme Traditionshaus Rochelt in Fritzens sich auf eine kleine Auswahl an Fruchtsorten beschränken, zählt bei Kostenzer die Vielfalt. Unter seinen 60 Sorten findet man sogar Brände aus Karotte oder Banane. Wer das für eine unverzeihliche Verirrung hält, muss nur einmal kosten. Auch die eher exotischen Brände duften und schmecken klar und unmissverständlich nach der Frucht, aus der sie gemacht sind. Nichts da von den süßlichen Kunstaromen, wie man sie von schlechten Likören kennt. Ein Edelbrand, betont Kostenzer, darf schließlich auch nur den Alkohol und das Aroma aus der eigenen Frucht enthalten, andere Zusätze sind nicht gestattet.
Vor dem Hintertor der Brennerei stehen drei Paletten mit Papiersäcken. Tiefgefrorene Waldbrombeeren, am Morgen angeliefert. Tirol ist keine typische Obstgegend, Brenner Kostenzer muss sich seine Rohware aus anderen Regionen beschaffen. Vor allem bei den Wildfrüchten wird das Jahr für Jahr schwieriger. Himbeeren, Brombeeren oder Vogelbeeren kommen aus Rumänien, Weißrussland, der Ukraine. Kostenzer muss wählerisch sein - wenn die Früchte Fehler haben, schlägt das auf den Brand durch. „Wir hatten schon Karotten oder Zwetschgen, die geschwefelt waren. Der Schwefelgeschmack konzentriert sich dann beim Destillieren. Den Brand kann man hinterher wegkippen.“
Für den eigentlichen Brennvorgang kommt die Maische dann in einen imposanten kupfernen Kessel, der an eine Taucherglocke erinnert. Im Wasserbad wird das Fruchtmus auf 110 Grad erhitzt und gibt so den Alkohol frei. Das Destillat zieht als Dampf durch Geisthelm und Kolonne und kondensiert schließlich. Der Brenner muss nun regelmäßig Proben ziehen, um den „Mittellauf“ von Vorlauf und Nachlauf zu trennen, das heißt, den trinkbaren Alkohol von den ungenießbaren bis giftigen Destillat-Anteilen (Methanol, Propanol) zu scheiden. Das Produkt hat einen Alkoholgehalt von 70 bis 75 Prozent.
Die Ausbeute an Edelbrand ist von Frucht zu Frucht verschieden. Bei Steinobst wie Äpfeln oder Pflaumen gewinnt Kostenzer aus 100 Kilogramm Früchten etwa 6 bis 12 Liter Alkohol. Beeren geben weniger her - bei gleichem Einsatz sind sie für nur 2 bis 6 Liter Brand gut. „Am schlechtesten ist das Verhältnis bei der Vogelbeere“, sagt Kostenzer. Mitunter bekommt man aus 100 Kilogramm der orange Beeren nur einen Liter Edelbrand. Entscheidend ist dabei nicht, wie saftig die Früchte sind, sondern wie viel vergärbaren Zucker sie enthalten. Reife Vogelbeeren haben zwar Zucker, aber leider den falschen - nämlich Sorbit, einen Zuckerstoff, der keinen Alkohol hergibt.
„Die wirkliche Arbeit beginnt aber erst nach dem Brennen“, meint der Mauracher Brenner. Dann wird der Edelbrand in Fässer gefüllt, später mit enthärteten Wasser auf Trinkstärke verdünnt, gekühlt, gefiltert und auf Flaschen gezogen.
Brennerei Kostenzer, Maurach.