Mehr Blümchensex
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Freitag, 23. Mai 2008
Linnés Blümchensex-Theorie, so umstritten sie anfangs war, erwies sich schließlich als genialer Marketing-Trick. Sie schaffte genug Aufsehen, um Linné den Durchbruch zu sichern. Auch andere vor ihm hatten versucht, Pflanzen sinnvoll zu benennen und zu ordnen. Sie scheiterten, der Schwede triumphierte.
Das funktionierte so. Jede Pflanze bekam einen zweiteiligen Titel, also einen Vornamen und einen Nachnamen, beide auf Latein. „Binäre Nomenklatur“ heißt das. Der Vorname steht für die Gattung, der Nachname für die Art. Bei der hoch giftigen Schwarzen Tollkirsche wählte Linné den Namen Atropa belladonna. Atropa nach der Schicksalsgöttin Atropos, die den Lebensfaden abschnitt. Belladonna, „schöne Frau“, erinnerte daran, dass sich feine Damen Tollkirschensaft in die Augen träufelten, um einen glühenden Blick zu bekommen.
Mit seinen Gegnern sprang Linné ohnehin nicht eben fein um. Wer ihm widersprach oder ihm unsympathisch schien, wurde schon mal im Namen eines Unkrauts verewigt. An Linnés Intimfeind, Professor Johann Georg Siegesbeck aus Sankt Petersburg, erinnert heute noch die Pflanzengattung Siegesbeckia als Bezeichnung eines unscheinbaren Mauerblümchens. Und eine Storchschnabel-Art, deren Blüten nach Schweiß riechen, soll Linné nach einem Assistenten benannt haben, der es mit der Körperpflege offenbar nicht so genau nahm. So rächen sich Botaniker. Linné selbst drängte einen reichen Freund, seinen eigenen Namen an eine bescheidene schwedische Waldblume zu vergeben, die seitdem Linnaea borealis heißt. Ein Moosglöckchen, das einzige seiner Gattung. Was ja auch wieder passt.
Akelei (Aquilegia vulgaris L.)