Mojito
Mojito
Montag, 19. Mai 2008
Wer den ganzen Tag die Bangkirai-Bohlen des Terrassenbodens eingeölt hat, verdient an des Tages Ende eine Belohnung. Und weil die Pfefferminze bereits die Wuchshöhe einer Handspanne überschritten hat, fällt die Entscheidung für einen abendlichen Cocktail. Einen Mojito.
Junge Menschen, die im Büro arbeiten und sich gegenseitig gern witzig gemeinte PowerPoint-Dateien schicken, die trinken nach der Arbeitsmüh natürlich eine „Caipi“. So etwas kommt hier aber nicht ins Glas. Wer jemals dort war, wo der Mojito erfunden wurde, auf Kuba nämlich, der ist für immer verloren für jede andere müde Variante eines limettenhaltigen Drinks.
Es besteht weithin Einigkeit, was grundsätzlich in einen Mojito gehört. Allerdings soll es hier und da Barkeeper geben, die zum Süßen Puderzucker verwenden und die Minze zur bloßen Dekoration degradieren. Doch auch unter jenen, die einander zustimmen, dass die Zutatenliste Limettensaft, Rohrzucker, Minze, weißen Rum, Eis und Mineralwasser umfasst, gibt es mitunter Streit. Dabei geht es meist um die richtige Menge an Minzestängeln und um die Frage, ob die Limette in Form von Fruchtachteln oder als reiner Saft ins Glas gelangen soll.
Wenn man jetzt trinkt, hat sich der Rohrzucker meist noch nicht vollständig gelöst, und man kann, während sich der Limetten-Minze-Geschmack im Mund ausbreitet, die Kristalle mit der Zunge oder zwischen den Zähnen zerdrücken. Dazu der Blick über das am Geländer wuchernde Grün in den Sonnenuntergang, der vom Kondensstreifen eines Jets durchschnitten wird - heute Abend wird es nicht mehr besser.
Einer von Hemingways Favoriten.