Vergangenes Wochenende waren wir auf eine Hochzeit eingeladen. Jemand hatte die schöne Idee, dem Brautpaar ein Kochbuch zu schenken. Eines, für das die Gäste der Feier die Rezepte liefern sollten. Wir haben uns entschieden, unser Rezept für eine Focaccia preiszugeben. Und weil es einmal verraten ist, kann es gleichgut auch im Balkonblog erscheinen.
Es gibt, was die Focaccia angeht, ganz verschiedene Denkschulen. Das ist abhängig von der Region. Die ligurische Focaccia wird aus Hefeteig gebacken und ähnelt einem Brotfladen. Wir haben im Latium eine Focaccia gegessen, die eher in die Kategorie „Pizza“ fiel und mit Kräutern belegt war. In jedem Fall kommt der Name des Gebäcks wohl vom lateinischen „focus“ für „Ofen“. Hier steht, dass sie wohl schon den Etruskern bekannt war und zum Vorläufer der Pizza wurde.
Das italienische Standard-Kochbuch „Der silberne Löffel“ verzeichnet zu meiner Enttäuschung kein einziges Focaccia-Rezept. Dafür bietet „Die echte italienische Küche“ eines, das angeblich aus Ligurien stammt und komplett ohne Hefe auskommt. Im Gegenzug wird der Olivenöl-Anteil hochgeschraubt. Wie authentisch das ist, interessiert uns wenig. Das Rezept hat bei uns Favoritenrang. Also haben wir es weitergereicht.
Man braucht 200 g Weizenmehl und 100 ml Olivenöl, außerdem etwa 250 g
Ziegen-Frischkäse. Aus dem Mehl und der Hälfte des Öls wird mit ausreichend kaltem Wasser ein glatter Teig geknetet. Der wandert anschließend, in Küchenfolie gehüllt, zur Ruhe in den Kühlschrank. Unterdessen wird ein Backblech mit Olivenöl bepinselt und der Ofen auf 250 Grad vorgeheizt. Den ausgeruhten Teig teilt man in zwei Kugeln, knetet sie jeweils kurz durch und lässt noch einmal für ein paar Minuten von ihnen ab. Dann wird zunächst eine der Kugeln dünn ausgewalzt. Das ist nicht ganz einfach, weil der Teig bei einem etwas zu geringen Wasseranteil gern eine gummiartige Konsistenz entwickelt. Tröstlich immerhin, dass er sich, sobald er auf dem geölten Backblech liegt, sehr viel besser breit drücken und dünn ziehen lässt.
Jetzt der Käse. Der wird nun auf den Teig gebröselt, wobei ein Rand zum Andrücken der oberen Teigplatte frei bleiben sollte. Diese walze ich ebenfalls dünn aus und decke damit den Käse ab. Auch das erweist sich oft als etwas aufhaltsam, weil der Teig sich störrisch wieder zusammenziehen will. Wenn er endlich sicher ringsum festgesteckt ist, muss die Focaccia noch ein wenig beackert werden. Erst einmal werden mit den Fingerspitzen ein paar Mulden eingedrückt. Dann wird alles mit ein wenig Salz bestreut. Und schließlich muss die verbliebene Hälfte des Öls aufgeträufelt werden. Es sammelt sich in den vorher eingepressten Vertiefungen. Jetzt kommt das Schönste. Mit den Handflächen wird das Öl in die Teigoberfläche einmassiert, dabei zerdrückt man sanft die Käsebrocken darunter und benetzt auch die Ränder mit Öl.
Die fertige Focaccia muss aussehen wie ein viel befahrener Feldweg, in dessen Vertiefungen sich Pfützen aus Olivenöl gesammelt haben.
Wer mag, kann noch ein paar Kräuter auflegen. Rosmarin oder Thymian passen gut. Dann kommt das Blech in den Ofen und wird in knapp zehn Minuten knusprig gebacken. Zuschauen lohnt sich.
Aus zwei Gründen - zum einen schlägt die Teigoberfläche imposante Blasen. Zum anderen schwärzen sich die Ränder der Focaccia schneller, als man vom Öffnen einer Weinflasche zurück ist. Noch heiß essen. Aber nicht den Mund verbrennen.