Als Autor für ein Gesundheitsmagazin schaut man den Mitmenschen ins Gedärm und in die Kranzgefäße. Das ist eine ernste Materie. Ab und zu darf man aber auch ein wenig vor sich hin witzeln. Zum Beispiel, wenn man zur Illustration der Wechselwirkungen von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungen zwei Boxer gegeneinander antreten lässt. Einer mit einem Trikot, das die Aufschrift „Medikament“ trägt, der andere mit einem T-Shirt, auf dem „Nahrungsergänzungsmittel“ steht. Oder zum Beispiel anlässlich eines
Beitrags über die klassische Viersäftelehre, mit der die Hippokratiker und später Galen die Welt erklärten. Zwei Kleindarsteller - mit Kunstbart und Leinenumhang - gaben uns Choleriker und Melancholiker und disputierten zwischen Gipskulissen über gelbe und schwarze Galle. Außerdem machten sie sich stilecht Notizen auf Wachstafeln. Solche essentiellen Requisiten kann man übrigens hier bestellen. Zu all dem spielte die Bouzouki. Hat wer was gegen Klischees?
Bei solchen Drehs kann man lernen, dass es nicht ganz einfach ist, einen an sich herzensguten Statisten zu einem überzeugenden Wutausbruch zu bewegen. Und dass gelbe Tinte im Wasser zum Ausflocken neigt, rote nicht. Außerdem wird man
daran erinnert, dass eine seinerzeit halbwegs schlüssige Idee wie die Viersäftelehre im Zeitalter vor der Erfindung des Fernsehens schon mal 2000 Jahre überdauern konnte. Wer macht sich heute noch Illusionen über die Halbwertzeit eines Einfalls? Wenn ein TV-Beitrag mal nicht ganz so geraten ist, sagen die älteren Kollegen gern, in beruhigender Absicht: „Das versendet sich.“ Aber so beruhigend ist das gar nicht. Im Grunde trifft dieses Schicksal ja auf alles zu, was der Fernsehautor publiziert. Es versendet sich. Man schickt es in den Äther, und da löst es sich auf. Bin ich jetzt Melancholiker?