Unter Musikern soll es mal geheißen haben - wenn du einen guten Song brauchst, sieh zu, dass du an den Papierkorb von Lee Hazlewood kommst. Selbst die verworfenen Ideen des Meisters galten kleineren Geistern also noch als genial. Man muss solche Legenden allerdings mit dem berühmten Körnchen Salz genießen. Hazlewood hat mehr geschrieben als „These Boots Are Made for Walking“ oder „Sand“ oder „Summer Wine“. Was er unter eigenem Namen veröffentlichte, blieb jedoch zu Recht oft nicht im Gedächtnis der Popwelt. Abseits der „Best-of“-Sampler gibt es einen ganzen Kosmos von seltsamen, bizarren und ulkigen Hazlewood-Aufnahmen. Viele Platten werden seit Jahren nicht mehr verlegt und kosten selbst als CD unter Sammlern gern einmal dreistellige Beträge (siehe hier).

Wer sich eine Ahnung von diesen vergessenen Hazlewood-Einspielungen verschaffen möchte, kann das seit ein paar Wochen auf der Seite von Joe de Vivre, und zwar hier. Songs über die „nicht so sehr wichtigen Leute“, gewöhnungsbedürftige Filmmusiken aus der Zeit in Schweden (Hazlewood schrieb für „Må Vårt Hus Förskonas Från Tigrar“ angeblich sogar das Drehbuch), einiges aus der Zusammenarbeit mit Nancy Sinatra. Und immer diese unzerstörbare Stimme. Hier übrigens ein schönes Interview mit Hazlewood, ein gutes halbes Jahr vor seinem Tod. Und hier die Fansite. Die bietet unter anderem eine größere Kollektion mit Plattenhüllen des Künstlers, von denen einige bedenkenlos zu den hässlichsten jemals veröffentlichten Covern gezählt werden dürfen. Mein besonderer Favorit in dieser Kategorie ist „Love and Other Crimes“. Grauenhaft. Wer sich vertiefend mit dem Thema „Hässliche Plattenhüllen“ beschäftigen will, der ist übrigens hier richtig.

Nachtrag am 5. März - leider sind inzwischen sämtliche Songs von der erwähnten Website getilgt. Kommentarlos übrigens. Schade.