Berichtigung: Geranien
Berichtigung: Geranien
Dienstag, 11. März 2008
Ich muss jetzt ein wenig Verwirrung stiften. Im einleitenden Text zum Balkonblog heißt es, unsere Terrasse sei so etwas wie eine Geranien-freie Zone. Nun - das stimmt nicht ganz. Allerdings: Wenn wir von Geranien als jenen Zombie-Gewächsen mit lappigen, brüchigen Blättern und aufdringlichem Duft reden, jenen gerade in Neubaugebieten verbreiteten Balkon-Unkräutern, die immer anmuten, als sei ein Regenwald-Baumparasit mit einer Kunstblume gekreuzt worden; wenn wir also von jenen Geranien reden, die fast jeder meint, wenn er "Geranien" sagt - nein, so etwas darf tatsächlich hier nicht wachsen. Wer botanisch auf der sicheren Seite stehen will, nennt diese lachsfarbene Pest ohnehin "Pelargonien". Näheres natürlich hier.
Es muss da eine seltsame Form von Gruppendruck geben, der jeden Balkoninhaber zum Anbau von Pelargonien, Petunien, Fuchsien, Begonien und weiterer Schrecklichkeiten nachgerade verpflichtet. Und es würde mich gar nicht wundern, wenn eine Abordnung des Bezirksamtes demnächst bei mir auf die Einhaltung einer mir noch unbekannten Balkon-Pflanzverordnung pocht. Immerhin gibt es erfrischende Diskussionen zwischen erbitterten Geranien-Gegnern und den Befürwortern dieser Gewächse. Hier im Tagesspiegel zum Beispiel. Zitat: „Diese aufgedonnerte Matrone unter den Balkonpflanzen, die so wenig Rückgrat hat, dass sie im Hochsommer unter ihrem ondulierten Doldenhaupt bei der ersten Mittagshitze in die Knie geht, ist hier zu Lande die am meisten verkaufte Balkonpflanze.“ Das ist eine Formulierung, die mir gefällt. Die Pro-Geranien-Partei hat weit weniger saftige Argumente zu bieten. Aber natürlich: „Sie verschenkt ein aromatisches Öl, das Frauen beim Kampf gegen Menstruationsbeschwerden unterstützt.“ Sicher. Dann kämpft mal schön. Alle anderen Positionen der Verteidigung lassen sich im wesentlichen damit zusammenfassen, dass dieses „urdemokratische Gewächs“ ja so wenig Arbeit macht. Im Gegensatz zu „elaborierten und schwer zu pflegenden Gartenkräutern und -gemüsen“. Aha. Im Grunde ist es also schlichte, erbärmliche Faulheit, die dieser Pflanze zu so großer Verbreitung verhilft.
Aber dann ist dieser Konflikt auch wieder typisch. Da liefert man sich ideologisch aufgeladene Wortgefechte, anstatt hinzugehen und zu pflanzen. Richtige Geranien zum Beispiel. Keine Pelargonien. Für die ist hier auch in hundert Jahren kein Platz.
Unbekannte Storchschnabel-Art, fotografiert im Botanischen Garten Denver/Colorado.