Seltsamer Lauch aus dem Kaukasus
Seltsamer Lauch aus dem Kaukasus
Mittwoch, 20. Februar 2008
Leipzigs Auenwald, durch den ich gern mal ein paar Kilometer jogge, weil man den stockbewehrten Walkern dort leichter entkommt als im Zetkin-Park, der Auenwald also ergrünt von unten nach oben. Durch das trockene Laub stößt jetzt schon der Bärlauch. Ehrbare Leipziger schleichen verstohlen durchs Unterholz, bewehrt mit Messer und Plastiktüte, und ernten die Blätter. Noch vor ein paar Jahren hat das Wildkraut keinen Menschen interessiert. Warum das nach Knoblauch duftende Gewächs eine derartige Renaissance erlebt, kann ich nur raten. Vielleicht hat das mit der angeblichen Gesundheitswirkung der enthaltenen Öle zu tun. Man glaubt ja gern.
Bärlauch-Pesto ist aber eine wirklich schöne Darreichungsform des groben Lauchs. Man nimmt das in kleinen Dosen zu sich, und der strenge Geschmack wird durch die Aromen weiterer Zutaten in die Mitte genommen. Klassisches Pesto enthält neben Basilikum und Knoblauch noch Olivenöl, Pinienkerne sowie geriebenen Pecorino und/oder Parmesan. Man kann in dieser Konstellation einfach das Basilikum durch Bärlauch ersetzen oder das Rezept ein bisschen eindeutschen. Es lohnt sich, statt der Pinienkerne mal Walnüsse, Haselnüsse oder Mandeln auszuprobieren und das Olivenöl gegen Rapsöl zu tauschen. Eine akzeptable Entsprechung zum Parmesan resp. Pecorino habe ich aber noch nicht gefunden.
Das Wichtigste - das fertige Pesto gehört in blitzsaubere, gut ausgekochte Gläser, die auch noch völlig trocken sein sollten. Und immer darauf achten, dass sich auf der grünen Paste ein geschlossener Ölspiegel hält. Am besten jedes Mal etwas nachgießen, wenn etwas aus dem Glas entnommen wurde. Sonst schimmelts. Weitere Bärlauch-Links samt Rezepten gibt es übrigens hier. Und wer sich immer schon mal den Namen der Pflanze in 42 Sprachen anschauen wollte, der ist hier richtig.
* Übrigens, was für eine wundervolle Seite! Die Briten sind aller Welt ja für zwei Eigenarten bekannt. Zum einen haben sie ein besonders inniges Verhältnis zu Pflanzen. Großbritannien ist die eigentliche Wiege der Gartenbaukunst. Zum anderen - Briten haben eine verblüffende Neigung zur Exzentrik. Erzählt mir nichts, ich hatte eine englische Freundin. www.bioimages.org.uk bildet sozusagen die Schnittmenge beider Eigenarten ab. Ein besessener Fotograf hat 58.000 Bilder von 4.800 Pflanzen- und Tierarten ins Netz gestellt. Zitat: „Die Aufnahmen beinhalten Bilder vom natürlichen Habitat, Naheinstellungen, Makroaufnahmen und mikroskopische Bilder. Viel Spaß!“ Aber sicher doch.
Allium ursinum. Laut botanischer Systematik lilienähnlich, spargelartig, Zwiebelgewächs.