Die Bestandsaufnahme am Kellerregal endet mit einer niederschmetternden Einsicht. Vom letzten Sommer ist kaum noch etwas übrig. Keine Brombeerkonfitüre mehr. Für die hatte ich mich in Leipzig-Lößnig durchs Gebüsch geschlagen. Das Pflaumenmus ist alle. Ausgerechnet jene Charge, mit der ich geschmacklich so dicht wie nie an das unerreichbare Vorbild aus der Küche meiner Oma gekommen war. Heidelbeerkonfitüre, Aprikosenchutney, Quittengelee - Fehlanzeige. Ich durchwühle ein paar Kisten mit leeren Schraubgläsern. Wenigstens reichen die Schwarzen Nüsse noch bis zur nächsten Ernte. Und der Holunderblütensirup. Aber der rettet die kommenden Sonntagsfrühstücke auch nicht mehr. Wann gibt es die ersten brauchbaren Erdbeeren? Im Juni? Was für eine gespenstische Vorstellung, nun vielleicht Marmelade - kaufen zu müssen. Das haben wir seit Jahren nicht mehr gemacht. Vertrauenswürdige Marmeladenquellen, jemand? Aus selbst geerntetem Obst, ohne Konservierungsmittel, in Gläsern, in denen nicht vorher saure Gurken eingeweckt waren?