Schnee
Sonntag, 23. November 2008
Der Balkon ist vorübergehend weiß. Erdbeeren im Schnee. Die verbliebenen Ritterspornblüten sehen aus wie eingezuckert. Aus der Regentonne kann wegen einer stabilen Eisschicht momentan nichts entnommen werden. 
Zum Gießen der Insektivoren am Wohnzimmerfenster, die das kalkhaltige Leitungswasser nicht vertragen, wird kurzerhand eine Schüssel Schnee auf der Heizung eingeschmolzen. Wassergewinnung wie auf einer Antarktis-Station. Die Blattwedel der Artischocke, die zuletzt noch einigermaßen dekorativ aussahen, knicken nach und nach ab. Prinzessin Clematis wiederum hatte nach dem Rückschnitt bereits neue grüne Triebe angesetzt - das hat sie nun vom Vordrängeln zur Unzeit. Der große Lorbeerstrauch steht zum Glück seit einer Woche im Treppenhaus, um dort zu überwintern.
Der Mann vom Balkon hofft auf noch mehr Schnee. Schließlich kaschiert die weiße Decke gnädig die Leerstellen, die nach dem Kappen der verdorrten Stängel in den Blumenkästen gähnen. Und er wäre eine prima Dämmschicht für die beiden großen Pflanzkübel. Der Kirschbaum scheint zwar frosthart zu sein, und auch Efeu, Campsis und Clematis haben die letzten Winter klaglos erduldet. Nur waren die allerdings eher mild. Eine echte Probe steht noch aus. Soll ich die Kübel also mit Jute umkleiden oder auf Neuschnee setzen? Im Zweifelsfall entscheide ich mich für die Option, gar nichts zu unternehmen. Damit, Herrschaften der Tat, kommt man erstaunlich weit.
Blatt vom Geranium.
