Noch ein Balkon
Noch ein Balkon
Mittwoch, 28. November 2007
Was muss ich da lesen? Es gibt schon ein Balkonblog im Netz, und ich muss konzedieren, dass es wohl schon länger da ist als das hier. Solche unwillkommenen Einsichten stellen sich eben ein, wenn man einen „vanity search“ startet. Zu meinem Trost beschäftigen sich die geschätzten Kollegen mit fast gänzlich anderen Thematiken als ich (sieht man mal von der Erörterung der angemessenen Zusammensetzung bestimmter Mixgetränke ab), aber natürlich mit durchaus sympathischen (iPhone, iMac, Leopard, die 3. Staffel von „Dr. House“).
Was kann ich zur Stärkung meiner Position vorbringen? Was illustriert meine Kompetenz beim Umgang mit dem Thema „Balkon“? Ah, jetzt fällt mir etwas ein. Als blutiger Volontär bei der legendären „BZ am Abend“, der einzigen Publikation, die zu DDR-Zeiten wenigstens annähernd das Genre „Boulevardzeitung“ ausfüllte, durfte ich zeitweise den „BZA-Balkonwettbewerb“ betreuen. Es gab auch einen BZA-Lauf, einen Staffelausscheid, dem sich jährlich die Ostberliner Schüler unterzogen. Die Konkurrenz um den schönsten Balkon sah in der Regel so aus, dass ein wohlmeinender Nachbar einen Leserbrief schrieb, in dem er auf ein gelungenes balkongestalterisches Gesamtkonzept hinwies. Jemand aus der Redaktion (wenn ein Volontär greifbar war, dann meist der) fuhr dann hinaus und begutachtete den Balkon. So kam ich ein bisschen in Berlin herum und schaute mir in Köpenick, Weißensee und Pankow-Nordend wuchernde Geranienplantagen, wuchtige Wagenraddekorationen und kunstgeschmiedete Wandregale an. Eben all das, was allgemein als Abzeichen eines „schönen Balkons“ galt und wohl noch heute gilt, sieht man sich ein bisschen in der Nachbarschaft um. Mit der Siegerehrung war ich seinerzeit allerdings nicht betraut und bin auch herzlich froh darüber. Gerade habe ich in einer alten Mappe mit Arbeitsbelegen nach einem Artikel von damals gesucht und keinen gefunden. Ist ganz sicher auch besser so.
Das ist der Mond, nicht über Soho.